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29.06.2010 00:00 Alter: 14 yrs

Rückblick auf das Seminar „Grenzüberschreitende Kulturpolitik am Oberrhein“


Am 29. Juni trafen sich im Kehler Euro-Institut Akteure der Kulturarbeit und Kulturpolitik aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz zur Diskussion und zum Erfahrungsaustausch über Ziele und Möglichkeiten einer grenzüberschreitenden Kulturarbeit am Oberrhein. Ziel des Seminars war es herauszuarbeiten, welches unterschiedliche Verständnis von Kultur in den drei Gesellschaften herrscht und inwieweit dieses historisch bedingte Verständnis heute die konkrete Kulturarbeit am Oberrhein mit beeinflusst.  In einem einleitenden Vortrag hob der schweizerische Romanist und Historiker Herr Prof. Dr. Jurt den Stellenwert von Kultur in Deutschland, Frankreich und der Schweiz hervor und unterschied dabei idealtypisch zwischen Kulturnation, Staatsnation und Willensnation. Sein interessanter Vortrag verbunden mit der Frage, ob das historisch bedingte unterschiedliche Verständnis von Kultur ein Hindernis für die Zusammenarbeit ist oder diese gerade durch die Unterschiede spannend macht, wurde in der darauffolgenden Podiumsdiskussion aufgegriffen.  Frau Christine Baumann, ehemalige Präsidentin der Kommission Kultur des Oberrheinrates und Landtagsabgeordnete aus Rheinland-Pfalz leitete das Gespräch zum Thema „Endet Kultur an der Grenze?“. Ihre Gesprächspartner waren Herr Dr. Kufeld, Vorsitzender des Forums Kultur der Oberrheinkonferenz, Anne Mistler, stellvertretende Direktorin der Direction Regional des Affaires Culturelles im Elsass (DRAC Alsace) und Niggi Ullrich, Kulturbeauftragter bei der Bildungs- Kultur- und Sportdirektion des Kantons Basel-Landschaft. Sie unterhielten sich über die unterschiedlichen Strukturen und die nationalen Besonderheiten im Kultursektor, sowie über Probleme und Chancen der grenzüberschreitenden Kulturzusammenarbeit. Frau Baumann warf die Frage auf, ob es für Kulturarbeit gemeinsame, verbindende Ziele am Oberrhein gibt und wo nach den bisherigen Erfahrungen die „Grenzen“ von grenzüberschreitenden Kulturprojekten liegen. Herr Dr. Kufeld hob hervor, dass die Grenze an sich ein Kulturraum am Oberrhein sei, es läge viel Energie in dieser Grenze und die „Grenzkultur“ sei ein sehr interessanter Faktor. 
Allerdings müssten genau in dieser Grenze noch mehr Kulturmaßnahmen angesetzt werden, damit der Austausch intensiver werden kann. Nur wenn sich Verwaltungen, Kulturschaffende und Künstler entsprechend verständigen, können gemeinsame Projekte im Kulturbereich erfolgreich durchgeführt werden.  Genau um diesen Austausch und die Verständigung zwischen den Akteuren ging es dann auch am Nachmittag des Seminars, als Projektbeispiele wie das Theater über Grenzen - BAAL novo, der MuseumsPass, die gemeinsame „Kultur Agenda“ der DNA und der Badischen Zeitung, sowie das im September zum ersten mal stattfindende Oberrheinische Theaterfestival vorgestellt wurden. Die Referenten Edzard Schoppmann, Caroline Linker, Norma Serpin und Christine Baumann berichteten von ihren Erfahrungen bei der Suche nach den richtigen Ansprechpartnern im anderen Land, von der schwierigen Aufgabe eine Finanzierung auf die Beine zu stellen und von der Bedeutung der Unterstützung eines Projektes durch Verwaltung, Politik und die richtigen Personen. 
Die rund 25 Teilnehmer des Kulturseminars nahmen die Chancen zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch im Bereich Kulturzusammenarbeit am Oberrhein wahr und sind sich einig, dass das Seminar interessante Aspekte und Initiativen thematisierte, sowie wichtige Partner aus Verwaltung und Praxis zusammengeführt hat. Wir hoffen, dass sich daraus die eine oder andere Idee für weiterführende Kulturkooperationen in unserer tri-nationalen Region entwickeln kann.