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15.03.2010 00:00 Alter: 14 yrs

Bildung und Forschung am Oberrhein – globale Herausforderungen erfordern gemeinsames Handeln: Das Euro-Institut koordiniert und unterstützt


Es kommt auf den Blickwinkel an: die deutsch-französisch-schweizerische Oberrheinregion ist einerseits ein Grenzraum mit allen Herausforderungen, die eine solche Konstellation mit sich bringt, andererseits jedoch, wenn es dem Blick des Betrachters gelingt, die Region als Ganzes zu erfassen, entpuppt sie sich als dynamischer, zentraler Wirtschaftsraum in der Mitte Europas. Mit einer Gesamtfläche von über 21.500 km2, einer Bevölkerung von knapp 6 Millionen Einwohnern, von denen 2, 8 Millionen in einem Beschäftigungsverhältnis, zum Teil in ihrem jeweiligen Nachbarland, stehen sowie erheblichen Potenzialen auf wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Ebene, erfüllt die Oberrheinregion eine wichtige Scharnierfunktion zwischen der Europäischen Union und der Schweiz und hat eine enorme Strahlkraft auf die sie umgebenden EU-Länder. Um die Aktivitäten der Region zu bündeln und die vorhandenen Potenziale durch eine stärkere Vernetzung von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft besser zu nutzen, streben die verantwortlichen Akteure der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Deutschland, Frankreich und der Schweiz die Schaffung der Trinationalen Metropolregion Oberrhein (TMO) an. Die TMO, eine zukunftsweisende Initiative, soll den Oberrhein nachhaltig als dynamische und attraktive Region stärken, Arbeitsplätze und somit die Lebensqualität der Menschen sichern. Die Trinationale Metropolregion Oberrhein stützt sich auf vier Säulen, nämlich Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. In jeder der vier Säulen engagieren sich Akteure aus den drei Ländern, um die einzelnen Säulen weiter zu entwickeln und durch ihre Vernetzung untereinander sämtliche Potenziale zu erschließen und so den Mehrwert der Region für die Bürger zu nutzen. Hier gilt: 1 + 1 + 1 ergibt wesentlich mehr als 3. Das Euro-Institut in Kehl, dessen wichtigste Aufgabe die Stärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit durch Fortbildung, Beratung und Begleitung ist, begleitet die Arbeiten der Säule Wissenschaft und unterstützt die Weiterentwicklung der Vernetzung und der Konsolidierung der Zusammenarbeit durch eine koordinierende und beratende Tätigkeit. Welche konkreten Ziele verfolgt die Säule Wissenschaft? Die 167 Hochschulen, Universitäten und Forschungseinrichtungen in der Region kooperieren bereits in über 30 Projekten, z.B. in der trinationalen Hochschulkooperation EUCOR. Diese Aktivitäten, die oftmals nur wenig bekannt sind, werden durch eine Vernetzung untereinander Synergien nutzen und bereits bestehende Projekte erfolgreich weiterentwickeln können. Die Rolle der Säule Wissenschaft besteht hier in einer koordinierenden Unterstützung der gewachsenen Initiativen. Auch die Kooperation unterschiedlicher Hochschularten und die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen außerhalb der Hochschulen sind wichtige Bausteine auf dem Weg zu einer umfassenden Vernetzung und zum Transfer von Wissen am Oberrhein. Grenzüberschreitender Technologietransfer, trinationale Studiengänge und Berufsausbildungen sind wesentliche Elemente zur Sicherung von Standorten und Arbeitsplätzen. Das Euro-Institut trägt durch unterschiedliche Aktivitäten intensiv zum Aufbau der Säule Wissenschaft bei. Neben der bereits erwähnten Sekretariatsfunktion für die Säule Wissenschaft engagiert sich das Kehler Institut für grenzüberschreitende Zusammenarbeit auch bei der Vorbereitung des 12. Dreiländerkongresses „Bildung, Forschung und Innovation“, der am 2. 12.2010 in Basel stattfinden wird. Die Ergebnisse des Kongresses, bei dem sich Akteure aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft austauschen, sollen der zukunftsorientierten Weiterentwicklung von Bildung, Forschung und Innovation am Oberrhein weitere Impulse verleihen und Anstöße für einen grenzüberschreitenden wissensbasierten Wirtschaftsraum im Sinne der EU-Ziele von Lissabon geben. Bereits im Vorfeld des Kongresses hat das Euro-Institut bei zwei themenspezifischen Veranstaltungen interessierte Akteure miteinander in Verbindung gebracht sowie Herausforderungen und mögliche Handlungsfelder im Bildungsbereich herausgearbeitet. Im Dezember 2009 fand das Seminar „Aktuelle Herausforderungen für das Bildungswesen im Primar- und Sekundarbereich - Vergleichende deutsch-französisch-schweizerische Analyse“ statt, dessen Ziel es u. a. war, grundsätzliche Kenntnisse über die Schulsysteme der Nachbarländer zu vermitteln, Reformtendenzen zu vergleichen und so die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten auszuloten. Im Januar 2010 schloss sich das Seminar „Die Wissenschafts- und Forschungssysteme in Deutschland, Frankreich und der Schweiz“ an. Hier ging es insbesondere darum, die strukturellen Grundlagen der drei Hochschul- und Forschungssysteme am Oberrhein zu vergleichen und aktuelle Entwicklungen in strategisch relevanten Bereichen herauszuarbeiten. Neben Beiträgen von anerkannten Referentinnen und Referenten zum Vergleich der Strukturen der Wissenschaftssysteme trugen auch der Vergleich der Forschungssysteme und Erfahrungsberichte zum grenzüberschreitenden Ansatz zu einem Gewinn bringenden Austausch der anwesenden Fachleute bei. Seminar des Euro-Instituts „Die Wissenschafts- und Forschungssysteme in Deutschland, Frankreich und der Schweiz“ am 14./15. Januar 2010 (Von links nach rechts: Dr. Joachim Beck, Direktor des Euro-Instituts, Dr. Dieter Beck, Deutsche Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer, Stephan Prehn, Internationale Bodensee-Hochschule, Vincent Leridez, INSA Strasbourg, Dr. Dennis Nitsche, Karlsruhe Institute of Technology, Jacques Sparfel, EUCOR) Die Ergebnisse dieser beiden Veranstaltungen wird das Euro-Institut gemeinsam mit der Regio Basiliensis, die das Organisationskomitee des 12. Dreiländerkongresses leitet, in einer Veröffentlichung zugänglich machen. Ziel der Veröffentlichung ist es, den Teilnehmern des Dreiländerkongresses, den Akteuren der Säule Wissenschaft sowie allen Interessierten eine Arbeits- und Diskussionsgrundlage zur Verfügung zu stellen. Die mit zahlreichen Fachleuten gewonnenen Ergebnisse können so in Kooperation und Rückkopplung mit den Verantwortlichen des Dreiländerkongresses und der Säule Wissenschaft konsolidiert und weiter entwickelt werden. Ein weiterer Baustein der Tätigkeit des Euro-Instituts zur Förderung einer wissensbasierten, innovativen Region im Herzen Europas ist seine aktive Mitwirkung beim Masterstudiengang "Europäisches Verwaltungsmanagement", den die Hochschulen Kehl und Ludwigsburg anbieten. Das Euro-Institut ist verantwortlich für die Koordinierung und inhaltliche Betreuung des Wahlpflichtfaches „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit“ im Rahmen dieses Studiengangs.  Das Aufgabenspektrum des Kehler Instituts entspricht sowohl den Anforderungen der Grenzregion am Oberrhein als auch den Zielen der Europäischen Union im Hinblick auf Europa 2020. In einer im März veröffentlichten Mitteilung der Europäischen Kommission wird auf intelligentes Wachstum gesetzt, das u. a. durch die Weiterentwicklung der Bildungssysteme, die Steigerung der Forschungsleistungen und die Förderung des Innovations- und Wissenstransfers innerhalb der EU erreicht werden soll.
Der Oberrhein, ein Labor für die europäische Integration, ist auf einem guten Weg.