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01.10.2013 00:00 Alter: 11 yrs

Anders als gedacht - Das interkulturelle Training des Euro-Instituts erstaunt SchweizerInnen


Ein Beitrag von Indrani Das Schmid. Niederbronn-les-Bains (id). Nein. Sich auf den Boden setzen wollte sie sich partout nicht. Die Schweizer Schülerin, die ihre Lehrerin mit hoch gezogenen Augenbrauen anstarrte. Auch die heftiger werdende Armbewegung, die eine Einladung sein sollte, ignorierte sie vehement. Erst als eine Mitschülerin sie packte und sie rasch zu sich auf den Boden zog, saß sie. Und machte eine angewiderte Grimasse. Zu sehr widerstrebte es ihr, sich zu den Füssen ihrer männlichen Mitschüler, die alle auf Stühlen sitzen durften, niederzulassen – auch wenn es nur eine Übung war. Eine Übung, die Sarah Seitz vom Euro-Institut mit knapp 30 Schülerinnen und Schülern der Berufsmaturitätsschule (BMS) Zürich durchführte, um diese dafür zu sensibilisieren sich wertneutral in einer fremden Kultur zu bewegen. Zusammen mit der GFGZ (Gesellschaft zur Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit) und ihren beiden Leitern, Florian Schmid und Indrani Das, zeigte sie den Maturanden auf, was es heißt, in die schnelle Falle des eigenen kulturellen Verständnisses zu geraten. Verständnis wurde diesen Schülern in ihrer Maturawoche sowieso abverlangt. Sie schrieben alle ihre Maturaarbeiten zum Oberthema „Elsass – unbekannter Nachbar. Vom Pulverfass zur Modellregion“, befassten sich mit den beiden Kriegen und seinen Folgen für diese Region, führten Interviews durch. Auch zur Gegenwart, zur EU und was dies nun hieß für das Leben im Elsass bzw. im Grenzgebiet. Sarah Seitz präsentierte den Maturanden zudem die Herausforderungen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit am Oberrhein, erklärte, wieso Menschen überhaupt grenzüberschreitend zusammen arbeiten (müssen) und welche interkulturellen Herausforderungen dies nach wie vor birgt. In allen Punkten ging es um Verständnis. Verständnis der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Damit die Schülerinnen und Schüler in ihrer Zukunft nicht in kulturelle Fettnäpfchen treten, trainierte Sarah Seitz mit ihnen, was es heißt, mit offenen Augen aber ohne vorschnelle Wertung fremden Gepflogenheiten zu begegnen. „Eine fremdkulturelle Situation erst einmal nur beobachten ohne Bewertungen aus dem eigenkulturellen Hintergrund einfließen zu lassen, sich informieren, um sich dann ein Bild zu machen – das klingt einfach und muss doch immer wieder trainiert werden“, sagte die Projektmanagerin des Euro-Instituts. Was selbstverständlich erscheint, muss es mitnichten sein. So wie in der Übung, die den Besuch in einer fremden Fantasiekultur simulierte. Hier waren die Frauen die Oberhäupter und die Mutter Erde heilig. Deswegen durften nur sie auf dem Boden sitzen, während den Männern auf ihren Stühlen der Kontakt zur heiligen Erde versagt blieb. Als die Schülerin dies hörte, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht.