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11.06.2015 00:00 Alter: 9 yrs

Rückblick auf das Seminar "Theorie und Praxis Sozialer Stadtentwicklung"


Über 70 Personen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz kamen am 11. Juni zusammen, um sich über Stadtentwicklungsprogramme in den drei Ländern zu informieren.

Diese vom Euro-Institut ko-organisierte Veranstaltung sollte die bisherigen Erkenntnisse der Expertengruppe zur sozialen Stadtentwicklung in grenzüberschreitender Perspektive, geleitet von der ESTES (Ecole supérieure en travail éducatif et social de Strasbourg), der Katholischen Hochschule Freiburg und der Fachhochschule Nordwestschweiz, vorstellen.

Den Teilnehmern wurden die Programme zur integrierten Stadtentwicklung „Politique de la ville“ (Frankreich), „Soziale Stadt“ (Deutschland) und „Projets urbains“ (Schweiz) vorgestellt und in anschließenden Workshops anhand von drei Beispielen Sozialer Arbeit aus allen drei Ländern Gelegenheit zur Vertiefung innovativer Methoden gegeben.

Der Austausch zwischen Seminarteilnehmern und Referenten machte deutlich, wie wichtig der jeweilige historische Kontext und die jeweiligen politisch-administrativen Systeme zum Verstehen von Situationen wie z.B. Platz der BewohnerInnen, Verhältnis Behörden-BewohnerInnen, Platz und Rolle der Quartiersarbeitenden, oder auch die Rolle freigemeinnütziger Einrichtungen wie Kirchen und Vereine.

Es wurde ebenfalls auf bestimmte Begriffe eingegangen: Was bedeutet „Bürgerbeteiligung” oder „soziale Durchmischung”? Bedeuten diese Begriffe dasselbe in den drei Ländern? Was bedeutet dies für die BewohnerInnen? 

Weiterhin wurde die Frage der aktiven Beteiligung, des „empowerment“ der BewohnerInnen diskutiert. Hier handelt es sich um eine zentrale Frage, denn es soll den BewohnerInnen die Möglichkeit gegeben werden, ihre Meinung kund zu tun und selbst zu agieren ohne dass dies an ihrer Stelle getan wird. Eine weitere Herausforderung ist es, eine soziale Abspaltung durch eine der Stadt zugewandten Sozialarbeit zu vermeiden. Dies ist das „Recht auf Stadt”.

Die vorgestellten Erfahrungen zeigten alle die Notwendigkeit, im Kollektif/über das Gemeinsame (Gemeinwesenarbeit) zu arbeiten. Hierbei sind die Elemente Zeit und Raum grundlegend für eine Förderung des Dialogs (zwischen BewohnerInnen, BewohnerInnen und Behörden, BewohnerInnen und Entscheidungsträgern) und den gemeinsamen Aufbau einer Dynamik. Der offene und transparente Dialog –der den Rahmen, die Regeln und eventuelle Grenzen feststeckt- erscheint als einziges Mittel, um mögliche Frustrationen, die von beiden Seiten ausgehen können, so gut es geht zu vermeiden.

Am Ende des Seminartags wurde festgehalten, dass die Herausforderungen, denen sich die Quartiersarbeit stellen muss, anscheinend in den drei Ländern gleichen und die Maßnahmen Sozialer Stadtentwicklung durch die Förderung sozialer Durchmischung und der Beteiligung der BewohnerInnen hier entgegenwirken sollen. Nichtsdestoweniger konnten auch im Rahmen der Diskussionen starke Unterschiede festgestellt werden wie z.B. der Anteil von Stadtentwicklung und Quartiersarbeit, die Migrationsfrage, die Autonomie der BewohnerInnen oder auch die vom Staat zur Verfügung gestellten Mittel. Vor dem Hintergrund dieser ersten Ergebnisse plant die Expertengruppe eine Weiterführung dieser Thematik im Rahmen eines zukünftigen Forschungsprojekts.