CELIS - Europäischer Campus der Sozialen Arbeit am Oberrhein

Die Oberrheinregion ist eine stark vernetzte Region. Ihre Verflechtung ist in alle gesellschaftlichen Bereiche hinein in den letzten Jahrzehnten immens gewachsen. Diese wirkt sich nicht nur auf die Wirtschaft und die Anforderungen an Leben und Arbeiten auf Seiten der Bevölkerung aus, sondern hat auch einen direkten Einfluss auf die Soziale Arbeit in den Grenzregionen.

Sechs Fachhochschulen in der Region haben dies früh erkannt und bieten ihren Bachelor-Studierenden der Sozialen Arbeit schon seit über 30 Jahren mit RECOS (Konföderation der Hochschulen des Sozialwesens in der Region) ein gemeinsames Wahlstudienangebot an, in dem diese Kenntnisse über die sozialen Hilfesysteme und die Praxis der Sozialen Arbeit in den Nachbarländern erwerben und Kompetenzen für eine grenzüberschreitende Berufsausübung ausbilden können.

Der Erfolg dieses Angebots, die Erfahrungen in der Zusammenarbeit der RECOS-Hochschulen und die gestiegenen Anforderungen an Leben und Arbeiten in der Grenzregion waren der Anstoß für das Projekt „CELIS – Campus européen de l´intervention sociale“, welches seit Januar 2024 für vier Jahre (bis März 2028) eine finanzielle Unterstützung über das Programm Interreg Oberrhein erhält.

CELIS möchte der erste trinationale Campus für Soziale Arbeit in Europa werden mit dem Anspruch, seine über 30-jährige Erfahrung über den Oberrhein hinaus zur Verfügung zu stellen. CELIS basiert auf vier Visionen, die die sechs Hochschulen für Soziale Arbeit am Oberrhein teilen.

Der Campus versteht sich zunächst als ein Werkzeug zur Lösung grenzüberschreitender Herausforderungen im Feld der Sozialen Arbeit. Er orientiert sich dabei an den Bedürfnissen der Adressat*innen Sozialer Arbeit.

Der Campus zielt darauf ab, die Attraktivität der Sozialen Arbeit durch ein konsequent grenzüberschreitend ausgerichtetes Berufsbild zu steigern. Der Campus möchte die nationale Begrenzung der Studienabschlüsse der Sozialen Arbeit aufheben, indem er den künftigen Fachkräften erlaubt, die notwendigen Kompetenzen zu erwerben, um ihren Beruf in den drei Ländern auszuüben.

Der Campus ist ein Experimentierfeld für Innovation, entstehend aus dem Dialog von Forschung, Praxis und Ausbildung Sozialer Arbeit. Er integriert systematisch Studierende, Dozierende und Professionelle der Sozialen Arbeit.

Mit CELIS wird die Schaffung eines grenzüberschreitenden europäischen Campus der Sozialen Arbeit in der Oberrheinregion angestrebt, der es erlaubt, einen transnationalen Raum für soziale Intervention zu entwickeln, in dem Studierende, Praktiker*innen und Arbeitgeber*innen die Möglichkeit haben, sich auszutauschen, Lösungen für grenzüberschreitende Probleme zu finden und neue Kompetenzen zu entwickeln.

Zu diesem Zweck

  •  schaffen die sechs sechs Fachhochschulen und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften eine Struktur für die Zusammenarbeit in der grenzüberschreitenden Hochschullandschaft (Rechtsform, Kooperationsvereinbarung, Klärung von Abläufen).

  •  ermöglichen sie Studierenden, sich ein individuelles, grenzüberschreitendes Ausbildungsprofil zu geben, indem Studieninhalte für die Studierenden der Partnerhochschulen geöffnet, Lehrinhalte gegenseitig anerkannt und die Anerkennung der Studienabschlüsse erleichtert wird.

  • entwickeln sie Aktionsforschungsprojekten, in denen gemeinsam mit Studierenden und Praxisorganisationen Fragestellungen der Praxis grenzüberschreitend und forschungsbasiert bearbeitet werden. Die Projekte befassen sich mit den Themen Kinderschutz, Inklusion und Sport sowie nachhaltige Entwicklung und benachteiligte Quartiere.

  • implementieren sie ein Austauschprogramm für ihre Mitarbeitenden (Dozierende, Forschende, administratives Personal).

  • bauen sie ein Netzwerk von Arbeitgeber*innen aus den drei Ländern auf, um den Bedarf an grenzüberschreitenden Kompetenzen zu ermitteln, Hindernisse des grenzüberschreitenden Arbeitsmarktes zu identifizieren und Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten.

Die Hochschulen:

  • sind Teil eines Netzwerks von Partnerhochschulen,

  • stärken das internationale Profil der Hochschulen und erhöhen die Attraktivität der Hochschule für Studierende und Kooperationspartner.

Studierende und am Studium Interessierte:

  • erhalten die Möglichkeit, in einem anerkannten, individuell gestalteten Studium an mehreren Hochschulen ein grenzüberschreitendes Profil auszubilden und auszuweisen,

  • erwerben die Befähigung, grenzüberschreitende Fragestellungen der Sozialen Arbeit zu bearbeiten und in transnationalen Arbeitsfeldern oder in einem der Nachbarländer tätig zu werden,

  • erweitern ihre sprachlichen Kompetenzen.

Die Praxisorganisationen der Sozialen Arbeit :

  • sind Teil eines zukunftsfähigen Netzwerks,

  • können grenzüberschreitende Fragestellungen gezielt angehen und Lösungen entwickeln,

  • finden Mitarbeitende, die ein diesbezüglich spezifisches Profil ausweisen.

Operative Partner:

  • Ecole de Praxis sociale, Mulhouse (Projektträger)

  • Ecole Supérieure européenne de l’intervention sociale, Strasbourg

  • L‘EDIAC Formations, Strasbourg

  • Evangelische Hochschule, Freiburg

  • Katholische Hochschule, Freiburg

  • Fachhochschule Nordwestschweiz

  • Euro-Institut

 

Finanzierende Partner:

  • Interreg Oberrhein / Rhin Supérieur (Région Grand Est)

  • Collectivité européenne d'Alsace (CeA)

  • Kanton Basel-Stadt

  • Basel-Landschaft

  • Kanton Aargau

 
 

Assoziierte Partner:

Französische Partner:

  • Equipe de prévention spécialisée Colmar

  • Ville et Eurométropole de Strasbourg

  • ARSEA Mulhouse

  • Ithaque Strasbourg

  • Adèle de Glaubitz Strasbourg

  • Caritas

  • Moulin Nature Lutterbach

 

 

Schweizer Partner:

  • Kindes- u. Erwachsenenschutzbehörde (KESB) Kanton Basel-Stadt

  • Sozialhilfe Kanton Basel-Stadt

  • Bürgerliches Waisenhaus Basel

  • GGG Migration

  • Verein für Sozialpsychiatrie Baselland

  • Stadtverwaltung Liestal, Sozialberatung

  • SATIS Wohnheim und Werkstätten Seon

  • Stiftung Kinderheim Brugg

  • Elisabeth Meyer Stiftung Effingen

  • Verein Bachtelen

  • Stadtteilsekretariat Basel-West

  • Verein Gundeldinger Koordination

 

 

Deutsche Partner:

  • Landratsamt Lörrach

  • Ortenaukreis

  • Landkreis Rastatt

  • Stadt Baden Baden

  • Institut für Bildung u. Zeitfragen

  • Stadt Bad Krozingen

  • Kreis Germersheim

  • Stadt Freiburg

  • SAK Lörrach e.V.

 

Arbeitsgruppe Kinderschutz

Während der vierjährigen Laufzeit des Projekts sollen drei Treffen pro Jahr für Fachkräfte, Studierende und Ausbilder*innen aus den drei Ländern angeboten werden. Ziel dieser Treffen ist es, sich über heikle grenzüberschreitende Situationen auszutauschen, „gute Praxisbeispiele“ zu diskutieren und die Ausbildung im Bereich Sozialarbeit zu bereichern. Diese Treffen werden in verschiedenen Einrichtungen des Kinderschutzes in der Region stattfinden und tragen zur Vernetzung und dem Kennenlernen anderer Einrichtungen bei. Die Arbeitsgruppe soll aus drei bis sechs Studierenden und zwei Forschenden der beteiligten Hochschulen für Sozialarbeit, einem/einer Koordinator*in und einem/einer Assistent*in des Euro-Instituts bestehen sowie mindestens zehn Fachkräften aus dem Oberrheingebiet. Diese Aktionsforschung zielt sowohl auf die Weiterbildung der beteiligten Fachkräfte als auch auf die Erstausbildung der Studierenden ab.

Das übergreifende Thema der Forschungsaktion, die das Euro-Institut als teilnehmender Partner begleitet, ist „Die Einschätzung von Gefahren im Kinderschutz“. Dieses Thema ist für den Kinderschutz und die Kinderschutzpraxis von zentraler Bedeutung.
Die Art und Weise, wie Studierende in diesem Bereich ausgebildet werden, ist in den drei Ländern jedoch sehr unterschiedlich. Während der Treffen der Arbeitsgruppe werden daher mehrere Etappen durchlaufen:

  • Austausch und Vergleich der von den Fachkräften verwendeten Instrumente zur Gefahreneinschätzung.

  • Arbeit mit klinischen Fallbeispielen, um zu verstehen, welche Faktoren die Unterschiede in der Gefahreneinschätzung erklären.

  • Erstellung eines Forschungsberichts und eines wissenschaftlichen Artikels.

Diese Arbeit trägt zur Ausbildung der am Projekt beteiligten Sozialarbeiter*innen und Studierenden bei. Die Verbreitung des Berichts und der Ergebnisse dieser Arbeit wird einen Beitrag zur
breitere Ausbildung von Fachkräften im Bereich des Kinderschutzes leisten.

Am Ende der Aktionsforschung werden die Ergebnisse bei einer vom Euro-Institut organisierten Veranstaltung präsentiert.

Um die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Kinderschutz zu verbreiten, werden die Teilnehmenden einen praktischen Leitfaden erstellen, der allen Studierenden der Sozialen Arbeit und Fachkräften im Bereich des Kinderschutzes die Lösung von grenzüberschreitenden Situationen im Kinderschutz erleichtern soll.
Der praktische Leitfaden wird aus einem Lexikon, einer Erklärung des französischen, schweizerischen und deutschen Kinderschutzsystems und aus Situationsstudien bestehen. Er wird in gemeinsamer Arbeit von den Teilnehmenden der Aktionsforschung erstellt und richtet sich an Fachkräfte und Studierende aus den drei Ländern.
Es trägt somit zur Ausbildung von Studierenden und zur Weiterbildung von Fachkräften aus der Praxis bei.

Der Leitfaden basiert auf dem Vademecum für einen grenzüberschreitenden Kinderschutz (2017), greift jedoch innovative Ideen auf und erweitert die Zusammenarbeit auf die Schweiz, sodass ein umfassenderes Dokument entstehen soll.